Ein Bericht von Stephanie Langer.
Ihr Name ist Emily N. und ihre Geschichte ist turbulent und inspirierend. Sie ist eine unserer Projektpartner auf den Ssese-Inseln am Viktoriasee und hat die Organisation „Island Kids Uganda“ gegründet. Verwaiste, verlassene und in Armut lebende Kinder finden dort Schutz, Nahrung und medizinische Versorgung. Heute wollen wir aber Emilys Geschichte erzählen und weshalb uns gerade ihre Projekte am Herzen liegen.
Wie es bei so vielen afrikanischen Kindern der Fall ist, starben auch Emilys Eltern an AIDS. Zu dieser Zeit studierte sie gerade an der Makerere University und die neuen Umstände brachten sie in eine prekäre Situation. Allein konnte sie ihr Studium nicht mehr finanzieren und zusätzlich musste sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre drei Geschwister und ihre Großmutter versorgen. Emily hatte Angst und suchte nach Mädchen, die sich in einer ähnlichen Lage befanden, um gemeinsam an Lösungen für ihre Probleme zu arbeiten. Sie gründete die „Stiftung zur Förderung der Bildung von Mädchen“. Die Arbeit auf dem Markt und das Studium ließen sich aber auf Dauer nicht vereinbaren und so scheiterte das Projekt. Bald darauf wurde eine Studienkollegin schwanger. Um eine Abtreibung zu verhindern, unterstützte Emily ihre Freundin während der Schwangerschaft und danach. Zwillinge erblickten das Licht der Welt und Emily hatte ihre Bestimmung gefunden. Sie brach ihr Studium ab um von nun an benachteiligten Kindern zu helfen.
Im Jahr 2007 hatte sich ihre „Familie“ auf 15 Kinder und 5 helfende Erwachsene vergrößert. Emily verkaufte ihr Elternhaus und erwarb ein Stück Land auf den Ssese-Inseln. Gemeinsam mit ihrem Mann verschrieb sie sich der Erziehung und Fürsorge von Kindern, die nie eine Familie gehabt hatten. Mit der Zeit übergab ihnen auch der Staat Kinder, die misshandelt, ausgesetzt, oder deren Eltern verstorben waren. Der Kreislauf begann sich zu schließen. Einige dieser Kinder wurden Lehrer und kehrten zu Emily und ihrem Waisenhaus zurück. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern wurde 2016 die „Ssese Island School“ gebaut. Die Schule startete mit zwei Lehrern, einem Assistenten und 30 Kindern. Alles war in Ordnung.
Doch im Jahr 2017, als die Regierung den Fischfang im Viktoriasee verbot wurden die Menschen, die illegale Fischereimethoden betrieben, verhaftet. Häuser wurden niedergebrannt und Kinder blieben verlassen im Wald zurück. Zusammen mit ihrem Team errichtete Emily ein Gebäude, in dem die Kinder ein neues Zuhause fanden. Emily geht es nicht nur darum, den Kindern ein Dach über dem Kopf zu bieten und sie mit Nahrung zu versorgen. Ihr Traum ist es, diese Kinder zu verantwortungsbewussten, belastbaren, vielseitigen, liebevollen und fürsorglichen Mitgliedern einer zukünftigen Gesellschaft zu machen. Deshalb entstand die Initiative „Island Kids Uganda“ – um die Welt außerhalb der Ssese-Inseln zu erreichen und gemeinsam diesen Traum zu verwirklichen. Und Emily hat uns erreicht – besonders mit ihrer beeindruckenden Geschichte, die zeigt, wie schön es ist, wenn die Dinge ineinandergreifen, wenn man seinen Weg gefunden hat und bereit ist ihn zu gehen. Auch mit ihrem Anliegen, verwaisten, verlassenen und in extremer Armut lebenden Kindern eine Chance zu geben, unabhängig von Geschlecht, Religion, Stamm, Anomalien sowie Kindern mit oder ohne Eltern. Das ist der Weg von Island Kids Uganda und wir wollen ihn mit Emily gemeinsam gehen.