Ein Bericht von Monika Koczi – Gründerin „Stream of Life“
Die Kinder von Bowa haben einen Traum: eines Tages eine Schule besuchen zu können. Doch in vielen ländlichen Gebieten rund um Kampala geht dieser Wunsch kaum in Erfüllung. Aus einem ganz einfachen Grund: Es gibt keine Schulen.
So etwas gibt es tatsächlich noch. Während wir Europäer glauben, die ganze Welt sei ohnedies so stark entwickelt und weitgehend fortschrittlich, haben wir in Uganda genau das Gegenteil erlebt. Bei unserer Projektreise im Juni 2019 wurden wir in ein abgeschiedenes kleines Dorf namens Bowa eingeladen.
Die Bewohner dieses Dorfes hatten vor unserem Besuch noch niemals einen weißen Menschen gesehen, versicherte uns der Dorfälteste. Wir trafen auf zufriedene Menschen, die mit minimalster materieller und finanzieller Basis ihr Dasein bestreiten und kaum eine Zukunftsperspektive haben.
Der Vorsitzende des Dorfes klärte uns auch über die Lebensbedingungen in seiner Heimat auf. Armut und Entbehrung prägen dort den Alltag der Menschen. Sie leben von den kargen Erträgen aus der Landwirtschaft. Die Bauern sind Selbstversorger. Aber von ihren landwirtschaftlichen Produkten können sie kaum selbst leben, geschweige denn etwas verkaufen. Die Kinder müssen ihren Eltern bereits ab frühester Jugend bei der harten Arbeit auf den Feldern helfen. Es gibt kaum eine Hoffnung, dass sich etwas zum Besseren verändert. Denn der einzige Ausweg aus dieser trostlosen Situation wäre der Besuch einer Schule. In die Schule gehen zu können, etwas zu lernen, das ist auch der Traum vieler Kinder in Bowa. Doch es gibt hier keine Schulen. Keine „Volksschule“, und schon gar nicht Mittel- oder höhere Schulen.
In Bowa leben daher Kinder ohne jede Perspektive. Das ist in vielen ländlichen Gebieten in der Umgebung Kampalas und auch in den Randgebieten der ugandischen Hauptstadt so. Es gibt nur einen einzigen Ausweg aus dieser Misere – für jedes einzelne Kind und damit auch für ihre Familien. Und der heißt Bildung. Diese Bildung kann nur durch den Besuch einer sogenannten Boarding-Schule erworben werden. In diesen Schulen, die von ihren Heimatdörfern weit entfernt sind, müssen die Kinder das gesamte Schuljahr verbringen und kommen nur in den Ferien nach Hause.
Doch den Besuch einer Internatsschule, was eine Boardingschule letztendlich darstellt, können sich die Eltern nicht leisten. Denn ein solcher Schulplatz kostet zwischen 200 und 400 Euro pro Jahr. Zu diesen Schulgebühren kommen dann noch die Kosten für die notwendige Erstausstattung, zu der beispielsweise eine Matratze, Bettlaken, eine Wolldecke, ein Moskitonetz sowie Schuluniformen- und -materialien, aber auch Wasch- und Hygieneartikel gehören. Auch dafür müssten die Eltern und Familien selbst aufkommen.
Trotz der hohen Kosten wird in den Schulinternaten kein Luxus geboten. Die Schulen und Schlafsäle sind einfache Gebäude, in denen die Buben und Mädchen getrennt untergebracht sind. In den Schlafsälen stehen dicht gedrängt einfache Stockbetten aus Metall, denn der vorhandene Platz wird möglichst effizient ausgenutzt. Die spärlichen persönlichen Besitztümer werden in Blechkisten, die von den Schulbetreibern verpflichtend vorgeschrieben sind, unter dem Bett aufbewahrt. In diesen engen Räumen bleibt kaum Platz für die Kinder. Tische, Stühle und Schränke gibt es nur in Gemeinschaftszimmern, sofern solche überhaupt vorhanden sind. Schon ein eigener Sitzplatz neben dem Bett ist ein rares Gut. Eine Privatsphäre existiert in den Boardingschulen nicht. Generell halten sich die Kinder meistens außerhalb der Räume und Gebäude auf.
Vielfach findet sogar der Unterricht im Freien statt. So ein Schultag ist von früh morgens bis in den Abend hinein mit Unterricht und verpflichtenden Lernzeiten ausgefüllt.
Dazu übernehmen die Zöglinge auch viel Arbeiten im Internat wie beispielsweise das Wäschewaschen selbst. Kleidung und Schuhe zählen zu den wertvollsten Besitztümern der Kinder, daher werden die Schuhe auch jeden Tag geputzt. Viele besitzen nur sehr wenig Kleidung, oft auch nur eine der vorgeschriebenen Schuluniformen. Uniformen und die anderen Kleider werden daher auch sorgfältig gepflegt und beinahe jeden Tag gewaschen.
Wie es in einer Schule genau zugeht, was sie in einem der entfernten Internate erwarten würde, wissen die Kinder von Bowa nicht. Dennoch haben sie den Traum, eines Tages in eine solche Schule gehen zu dürfen. Ihre Schulbildung wäre auch der ganze Stolz der Eltern. Und diese wiederum wären glücklich, wenn wir ihnen helfen könnten, einen Platz in einer Boardingschule zu finanzieren. Schon ein jährlicher Betrag ab 150 Euro, der Durchschnittspreis für einen Platz in einer Internatsschule inklusive der Erstausstattung für die Schüler, würde helfen. Dazu fallen 40 bis 50 Euro an monatlichem Schulgeld an. Keine Riesenbeträge, aber nicht für jeden selbstverständlich. Aber sie wären gut angelegt. In die Zukunft eines Kindes aus Bowa und in die finanzielle Entlastung ihrer gesamten Familie.